Ist Euch mal aufgefallen, wie viele Menschen sich aktuell als OPFER inszenieren?
Das berühmteste Beispiel ist wohl Donald Trump mit seinen ständigen Tiraden darüber, dass er nichts Verkehrtes getan hat, und er Opfer einer Hexenjagd ist. Aber er ist natürlich nicht der Einzige. Es werden immer mehr – in der Politik, in den Nachrichten – überall und weltweit tauchen plötzlich all diese Opfer auf, die darüber jammern, wie übel ihnen mitgespielt wird. Und es sind nicht nur Einzelpersonen, auch ganze Berufsgruppen, Verbände, sogar komplette Länder suhlen sich in der Opferrolle.
Vor einigen Tagen stand ich bei meiner Familie auf dem Hof und mein Bruder kam auf mich zu, um mich zu bitten, ihm bei einer Sache zu helfen.
“Kannst Du mir gerade mal helfen, den großen Tisch nach hinten ins Lager zu tragen?”
Ja natürlich, mache ich gerne. Gar kein Problem.
Ich habe nicht weiter darüber nachgedacht, bis am Nachmittag meine Tante auf mich zu kam, weinerlicher Gesichtsausdruck und noch weinerlichere Stimme:
“Ich trau mich einfach nicht auf die Leiter, aber da oben hängt der Ast an der Regenrinne, und – oh je – ich weiß ja Du hast viel zu tun, aber ich weiß nicht wie ich den wegbekommen soll, ich bin so wackelig auf den Beinen...” Die Erklärungen gingen so noch eine ganze Weile weiter.
Natürlich tat ich es, aber in mir sträubte sich ALLES. Ich wollte es nicht tun. Aber warum? Es war das Jammern, das diesen Widerwillen in mir auslöste. Warum fragte sie nicht einfach ganz normal, wie mein Bruder vorher auch:
“Kannst Du bitte mal auf die Leiter klettern und den Ast da oben von der Regenrinne wegmachen?”
Ja klar, kein Ding. Warum aber wurde immer alles mit einem Jammern und einer herzzerreißenden Geschichte vorgetragen? Musste das sein? Den Rest des Nachmittags dachte ich darüber nach, aber ich fand keine Antwort.
Als ich am Abend im Bett lag, kurz vorm Einschlafen, dachte ich wie immer darüber nach, was ich gerne am nächsten Tag manifestieren würde. Seit Wochen war ich unsicher, welche Richtung ich in meinem Leben einschlagen sollte, aber das Universum war stumm, ich bekam einfach keine Antworten mehr. Was war da los?
Plötzlich traf mich die Erkenntnis wie ein Blitz, und vor Schreck setzte ich mich mit einem Ruck auf. Bei meiner Bitte an das Universum um eine Antwort hatte ich genau wie meine Tante die ganze Zeit diesen jammernden Ton angeschlagen. Und nicht nur das, ich war selbst auch komplett in die Opferhaltung gefallen. Heilige Scheiße! Wie konnte mir das entgehen?! Natürlich bekam ich so keine Antwort, keinen Hinweis vom Universum. Das kann nämlich Jammerlappen genauso wenig leiden wie ich.
Das ist natürlich so nicht ganz richtig, das Universum ist keine Person mit einer Meinung, Vorlieben und Abneigungen, es ist schlicht und einfach Energie, aber das Bild prägt sich ein, deshalb habe ich es geschrieben.
Was tatsächlich durch unsere Opferhaltung passiert ist Folgendes:
Wenn wir jammern, dann sind wir auf das fokussiert, was wir NICHT haben. Und bekommen so natürlich noch viel mehr genau davon. Stattdessen sollten wir das Universum ganz normal um etwas bitten, so als würde ich meinen Bruder bitten, mir mal kurz sein Auto zu leihen. Ich weiß bereits, dass er es natürlich tun wird – warum auch nicht? Keine große Sache, und bestimmt kein Grund, einen jammernden Ton anzuschlagen, oder sogar darum zu betteln. Und genau so bitten wir auch das Universum um Hilfe.
Allein der Gedanke, dass ich meinen Bruder anbetteln würde, damit er mir mal kurz sein Auto leiht, bringt mich zum Lachen, weil es so albern wäre. Und erst sein Blick, wenn ich das tun würde – als hätte ich sie nicht mehr alle beisammen.
Und so stelle ich mir auch die Reaktion des Universums vor, wenn ich jammere und bettele. Es verdreht genervt die Augen und schüttelt ungläubig mit dem Kopf. “Jetzt spinnt die Alte komplett!”
Es macht tatsächlich einen Unterschied, wie wir um etwas bitten. Probiert es mal aus und lasst uns gerne wissen, ob Ihr einen Unterschied merkt.